Anerkennungsbemühungen – unsere Nähe, unsere Distanz

„Reiki als Komplementär-Therapie anerkannt.“ Klingt ungemein attraktiv. Weshalb eigentlich? Weil des Reikianer’s persönliche Sehnsucht nach Anerkennung in der Gesellschaft gestillt wird? Oder weil dann Krankenkassen Behandlungen und Seminare eher vergüten? Geht es um Geld? Oder ist es eine Herzensangelegenheit?

Am letzten Samstag habe ich mit meinen Kollegen von ibH mitgeholfen, der Deutschschweizer Reiki Gemeinde den neuesten Stand um Anerkennung von Reiki als Beruf vorzustellen. (s. Neuigkeit vom 19. Mai.)

 

Respekt !

in-besten-Händen (ibH) sieht sich als Kompetenzzentrum und das beinhaltet Fachwissen vor allem
wenn es die berufliche Ausübung von Reiki-Tätigkeiten betrifft. So bin ich dankbar für die Erfahrung und stolz auf ibHs Rolle am Event in Zürich.

Es waren 53 Leute im Hotel Glockenhof. Organisation, Präsentation und Inhalt waren auf hohem, professionellem Niveau. Die Teilnehmer entsprechend, dh grossenteils engagierte Reikianer, einige mit eigener Praxis und einige Reiki Lehrer. Ein Publikum, das an der Anerkennung von Reiki ernsthaft interessiert ist.

SwissReiki als „welscher“ Verband, um den und dessen Anerkennungs-Bemühungen es letztlich ging, war sehr zufrieden. Sie hatten noch nie eine so grosse Bühne und dann noch jenseits des „Rösti Grabens“. 

Der Herausgeber des Deutschen Reiki Magazins hat der Veranstaltung viel Erfolg gewünscht und wird voraussichtlich in einer der kommenden Ausgaben über den Anlass berichten.

Ich schätze ein Drittel der Teilnehmer war sehr zufrieden und unterstützt die Bemühungen wie sie laufen. Etwas mehr als ein weiterer Drittel findet es gut wie es läuft, schaut sich das alles eher mit einer konsumierenden Haltung an. Unter dem Rest hatte es kritische Stimmen, teilweise auch mit Ladung vorgetragen.

Was immer man von den Bemühungen halten mag, SwissReiki sowie auch deren Partner APTN verdienen grössten Respekt für die jahrelange und Ressourcen absorbierende Vorarbeit.

Mischa und ich haben den Präsidenten von SwissReiki, Francis Vendrell, vor 6 Jahren als integren und authentischen Mann kennen und schätzen gelernt. Diese Bekanntschaft war der Auslöser wie es zum Zürcher Event hat kommen können. Francis Anerkennungs-Beweggründe sind für ihn ohne Frage eine Herzensangelegenheit zugunsten von Reiki.

 

Geregelte Zukunft ?

Das Regelwerk in der Schweiz, die bestehenden Abläufe und Möglichkeiten sind mir persönlich nachwievor etwas rätselhaft. So wie ich es verstehe gibt es zwei Wege zum Branchen-Zertifikat: als Neuling über das Erlernen der Methode (METID), Tronc commun (gemeinsamer Basislehrplan) und Praktikum. Oder für Menschen mit praktischer Erfahrung via Gleichwertigkeits-verfahren in den ersten 7 Jahren nach Anerkennung der Methode. Nach dem Branchen-Zertifikat geht es via Supervision an die höhere Fachprüfung (die jemand mit Praxis anhand einer Fallstudien Besprechung bewältigen kann). All dies ist zum Schutz des Titels für Therapierende, wie es der Dachverband Komplementärmedizin (Dakomed) begründet.

Gegenstand des Zürcher Events war es, zu zeigen wie weit die Identifikation der Methode (METID) fortgeschritten ist und die Akteure in der Deutschschweiz zu informieren. Auch um sie einzuladen, SwissReiki zu unterstützen und sich in den METID-Prozess mit einzubringen.

Es gibt Stimmen, die prognostizieren, dass früher oder später ein Reiki-Therapeut eine eidgenössische Anerkennung haben muss, ansonsten er nicht praktizieren darf. Mit Praktizieren ist die Fremdbehandlung mit einem Entgelt gemeint.

 

Was unser Herz sagt.

Hier sind wir nun an einem Punkt angelangt, wo Mischa und ich uns als Reiki Meister und Reiki Praktizierende distanzieren. Wir glauben weder daran, dass eine solche Prognose jemals eintreffen wird, noch erachten wir es als eine gesunde Entwicklung wenn sie denn einträfe.

An dieser Wegscheide treten für uns (berufsethische) Werte und ein Reiki-Verständnis in den Vordergrund, welche eine aktive Unterstützung des von SwissReiki eingeschlagenen Weges nicht weiter mitzutragen erlauben.

  • Wir haben uns verpflichtet, den Menschen zu dienen, sodass sie sich in ihrem selbstverantwortlichen Tun und ganzheitlichem Genesen entfalten können. Möglichst frei und selbstbestimmend.
  • Die Schönheit von Reiki ist dessen Einfachheit. Jeder und jede kann nach der Initiation und mit den Instruktionen des ersten Reiki-Grades Fremdbehandlungen geben. Der Behandler sollte dafür einen Energieaustausch (auch Geld) verlangen und erhalten dürfen. Ohne Weiter- oder Fortbildung. NB, so begünstigt es in Deutschland der Entscheid des Bundesverfassungsgericht von 2004. (s. Neuigkeit vom 15. September 2014.)
  • Zu unserem Verständnis von Reiki gehören „Charakteristiken“ wie: Reiki ist nicht invasiv, nicht manipulativ. Reiki unterstützt das Lebewesen in dessen Bemühen, auf allen Ebenen ins Lot zu kommen (dh die Selbstheilungskräfte). Und zwar in natürlicher und automatischer Resonanz zu bestehenden Disharmonien, welche weder dem Behandler noch dem Klienten bekannt sein brauchen. Reiki bedarf weder Diagnose noch Analyse eines Symptomes oder dessen Ursache.
  • Bei Reiki handelt es sich nicht nur um das Phänomen selbst, meist als Energie bezeichnet, und dessen Anwendung, meist als Behandlung bezeichnet. Ganz zentral ist die Initiation. Oft Einstimmung, Aktivierung oder Einweihung genannt. Diese Begriffe zielen in erster Linie auf das „Freischalten“ der „Reiki-Energie“ in den Händen.
    Initiation ist mehr als das. Der Einfachheit halber nennen wir dieses Mehr hier „Energiefeld-Vergrösserung“ (poetischer könnte man es auch als „spirituelles Geschenk von karmischer Bedeutung“ nennen). Initiation ist das Herz der Reiki-„Lehre“, das A und O und übergeordnet über allem was mit einer formellen Anerkennung erfasst werden kann. Die Initiation ist zentral für das Meister-Schüler Verhältnis in Reiki.

Diese Punkte sehen wir mit der gegenwärtigen Entwicklung gefährdet, bzw. nicht berücksichtigt. Wir sind uns bewusst, dass es sich teils um metaphysische Vorstellungen handelt, teils philosophisch und psychologisch, gar abstrakt oder mystisch klingend, und als solches den Rahmen der Diplomisierung von Reiki sprengen mögen. Für Mischa und mich haben sie einen Stellenwert, dem wir uns zutiefst verbunden fühlen und der diese Entscheidung diktiert.

Es ist im letzten Abschnitt wo unser Herzblut fliesst. Und im Namaste-Charakter des folgenden.

Wir ehren und respektieren die Bemühungen anderer, ob wir den Sinn verstehen oder nicht, ob wir einverstanden sind oder nicht.

Mischa Vögtli-Egloff und René Vögtli (Autor dieses Artikels)
vollberufliche Reiki-Meister seit 1992 

5 KommetareLeave a comment

  • K. ist eine schulmedizinisch ausgebildete und erfahrene Pflegefachfrau, Fussrefelxzonen- und Reiki-Therapeuthin mit eigener Praxis. Sie schreibt:
    „…jetzt habe ich gerade euren Artikel auf eurer Webseite gelesen und ich kann euch sehr gut verstehen. Leider konnte ich ja nicht an der Veranstaltung teilnehmen, aber ich konnte den Inhalt gut nachvollziehen. Im Mai hatten wir unsere alljährliche Berufsverbands-GV und auch an jenem Nachmittag war das Erlangen eines Branchenzertifikats und die Anerkennung als Komplementärtherapeut ein zentrales Thema. Und die Anerkennung der Methode über die Krankenkassen ist allzeit in Bewegung und unberechenbar. Ob und wie weit das in den nächsten Jahren auch für mich Auswirkungen in meiner Berufsausübung haben wird, weiss ich noch nicht. Ob ich in der FRZM ein Gleichwertigkeitsverfahren anstreben möchte, weiss ich auch noch nicht….Und was nützt ein Branchenzertifikat ohne den nächsten Schritt zum Komplementärtherapeuten?

    Aber Reiki ist etwas Anderes!! Ich kann es nicht beschreiben, es ist einfach mein Gefühl und irgendwie wird Reiki in eine Form gepresst.“

  • Liebe Mischa und lieber René,

    herzlichen Dank. Und ja meine Anschauungen und Sichtweisen gehen genau in die selbe Richtung.

    Krankenkassen (nicht Gesundheitskassen) Anerkennung ist in der heutigen Zeit eine gute Art und Weise, den Praktizierenden Angst zu machen und sie in ein nicht gewünschtes System zu drücken.

    Leider reagieren die meisten mit grossen Anstrengungen um das „auferlegte“ Defizit zu kompensieren, und lassen sich dadurch in eine Schiene drängen, die meiner Meinung nach nicht gesund ist.

    Leider stelle ich heute fest, dass die Personen die zu mir kommen und von einer Krankenkasse rückvergütet werden, sich ohne Selbstverantwortung auf den Tisch legen, und ich soll sie wieder fit machen / bringen, und sie gehen nach Hause und machen gleich weiter wie zuvor. Wer aus seinem eigenen Potremonaie zahlt, ist viel eher bereit etwas im Leben zu verändern, was ja meistens der Grund für Symptome und Schmerzen ist.

    Licht und Liebe
    Markus

  • Lieber René, ja, die offizielle Anerkennung, ist ein großes Thema – gerade im letzten Abschnitt – >dort wo euer Herz schlägt < – genau da finde auch ich mich wieder. Danke für diesen Beitrag LG

  • P. K. ist ausgebildete Pflegefachfrau und war viele Jahre im medizinisch Umfeld tätig. Heute arbeitet sie in der Sozialbegleitung. 1995 wurde sie, damals in der Krankenpflege im Altersheim tätig, auf Reiki eingeweiht und hat seit 1995 den dritten Grad. Sie hatte an der Konferenz in Zürich teilgenommen. Als Antwort auf obigen Beitrag schrieb sie uns folgendes Email:

    „…Nun kurz meine Meinung dazu. Eigentlich hast du alles in „Was unser Herz sagt,“ beschrieben. Nur kann ich es nicht so schön formulieren.
    „Anerkennung“ hört sich immer gut an. Nur wusste ich nicht, dass dies mit einer Ausbildung, Fähigkeitsausweis zu tun hat;-) Francis Venrell ist ein sehr sympathischer Mensch und ich bin sicher, SwissReiki tut alles nach bestem Wissen und Gewissen „zum höchsten Gute.“
    Ich persönlich glaube nicht, dass es für die Anerkennung von Reiki einen Fähigkeitsausweis braucht. Dass man mit der Zeit nicht mehr praktizieren darf. Ich könnte mir vorstellen, mit Ausbildung, Fähigkeitsausweis würden die Erwartungen kommen oder steigen. Die Krankenkasse könnte nach 5 Behandlungen stoppen, es habe ja nichts genützt. Die Patienten müssten keine Selbstverantwortung mehr übernehmen.
    Ich finde nach, wie vor jeder Mensch hat die Möglichkeit Reiki-Einstimmungen, Einweihungen zu bekommen, und es wäre doch ein tolles Ziel, möglichst viele Menschen dafür einzustimmen, wie du und Mischa dies tun. So kann sich vieles auf dieser Welt zum Guten wenden.
    Da ich keine Reiki-Therapeutin bin kann und will ich darüber nicht Urteilen. Ich kann gewisse Ängste nachvollziehen, würde es jedoch schade finden, wenn Reiki-Einweihungen nur noch für bestimmte Menschen zugänglich würden. Reiki wäre dann nicht mehr das, was es in Wirklichkeit ist.“

  • Lieber René, toller Text, spricht mir aus dem Herzen.
    Manchmal trägt die Spannung und führt uns auf einem Bogen über den Fluss, Manchmal müssen wir nicht auf die andere Seite.
    Auf keinen Fall sollte Reiki dem Stöckchen nachspringen, nur weil es spannend ist.

    Ganz privat
    Und voller Liebe
    Patrick

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